Seit Mitte der 90er Jahre war Charly fester Bestandteil des Hotel Heinz-Teams. Es waren Gäste aus der Pferde-Stadt Aachen, auf deren Empfehlung hin er zu uns fand: In seinem „alten Leben“ war Charly Gesellschafter des Gardepferdes der Aachener Prinzengarde. Gekleidet in eine reichgeschmückte Uniform begleitete er die Reiter der Garde überall hin – auch in Kneipen und ähnliche im Rahmen des Karnevals frequentierten Etablissements. Menschenmengen, laute Musik, Treppen, all das, was Pferde üblicherweise wenig mögen, trug Charly mit stoischer Gelassenheit und blitzenden Knopfaugen unter seinem weißen Haarschopf. Dann starb das Gardepferd, und Charly wurde einsam. Sein Besitzer wollte jedoch aufgrund seines eigenen Alters auch kein neues Pferd anschaffen und suchte nun nach einer guten Bleibe für sein Minipony. Freunde von ihm waren öfter bei uns im Westerwald zu Gast und wussten um die Tierliebe der Familie Heinz.
Schnell war klar: Dort gab es auch ein grünes Fleckchen für das weiße Pferdchen. Als Charly hergebracht wurde, musste Seniorchefin Marie-Theres Heinz zwei Mal hinschauen – da wurde doch nicht etwa ein großer, weißer Hund gebracht? Nein, ein neuer Freund für unseren Esel Mischko!
Sämtliche Versuche der damals noch Heinz’schen Kinder, Charly vor den Wagen zu spannen, schlugen fehl und endeten mit zerstörten Bollerwagen. Er hatte so seinen eigenen Kopf! Aufgrund seiner geringen Größe eignete er sich nicht zum Reiten, so konnte er sich ganz auf das konzentrieren, was er am besten konnte: Sein Reich erkunden und die besten Fressplätze ausfindig machen! Charly war Freigänger, er kannte sein Territorium in- und auswendig. Und manchmal tauchte er auf seiner Entdeckungsreise in der Thermenlandschaft auf (wo er nichts verloren hat – was er eigentlich weiß), oder stibitzte von der Wellnesswiese einen Apfel, den ein Gast für sich bereitgelegt hat. Gefährlich war Charly übrigens nur bei Leckereien, Picknickkörben und anderen Fresschen. Ansonsten war er nicht sonderlich interessiert an ausgiebigem Geschmuse und was die merkwürdigen Zweibeiner sonst von ihm wollten – selbst sein „Frauchen“ Christina Heinz konnte er rigoros ignorieren, wenn ihm danach war.
Anfang September 2018 mussten wir ihn mit biblischen 29 Jahren über die Regenbogenbrücke gehen lassen. Eine schwere Kolik hatte ihm so zugesetzt, dass er sich davon nicht erholte. Die Weiden und der Stall erscheinen ohne ihn auf einmal so leer. Auch wenn wir und die Gäste ihn sehr vermissen, bleibt er mit seinem charmanten Dickkopf und den kleinen Streichen doch immer in unserer Erinnerung ein Teil der Hotelgeschichte.